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Wie geht eigentlich dieses „gendern“? Teil 3: Wie nutze ich Pronomen richtig?

Wer die vorherigen Teile unserer Reihe zum Thema “Gendern” gelesen hat, weiß inzwischen, wann gendergerechte Sprache sinnvoll ist und wie man Gendersternchen und Co. richtig verwendet. Aber was, wenn ich nicht den Namen oder Beruf einer Person verwenden möchte, sondern ihr Pronomen? Hier erklären wir euch, was es damit auf sich hat und wie ihr Frauen, Männer und alle anderen richtig ansprechen könnt.


Was sind nochmal Pronomen?


Die meisten kennen es sicher noch aus dem Deutschunterricht: Pronomen (oder auch “Fürwörter”) sind Wörter, die - ganz grob gesagt - ein Substantiv im Satz ersetzen oder einen Bezug zu ihm herstellen. Einige dieser Wörter sind geschlechtsneutral (z.B. “etwas”, “jemand” oder “wen”), aber viele andere richten sich, wie so viele Wörter im Deutschen, nach dem grammatikalischem Geschlecht des ersetzten Worts. Und diese Wörter sind in der Alltagskommunikation kaum zu umgehen: “sie”, “er”, “es”, “sein”, “ihr”, usw. Das kann es schwierig machen, über Menschen zu sprechen, deren Geschlecht wir nicht kennen oder die nichtbinär oder intergeschlechtlich, also weder Frau noch Mann sind. Schwierig - aber nicht unmöglich!



Pronomen betreffen nicht nur queere Personen. Wir nutzen Personalpronomen ziemlich oft.
Pronomen betreffen nicht nur queere Personen. Wir nutzen Personalpronomen ziemlich oft um aufeinander zu verweisen.

Wie formuliere ich mit Pronomen geschlechtsneutral?


Wenn wir entscheiden, welche Pronomen wir für eine Person verwenden, gehen wir meistens von Äußerlichkeiten aus: Die Person nehme ich als Frau war, also verwende ich “sie”. Der Mensch heißt Thomas, also verwende ich “er”. Oft liegen wir damit richtig - aber eben nicht immer, denn Menschen sieht man ihr Geschlecht nicht unbedingt an. Was also tun, wenn ich über eine Person sprechen möchte, deren Geschlecht ich nicht weiß?


  • Nutzt einen neutralen Ausdruck wie “die Person” oder “der Mensch” und die dazugehörigen Pronomen. Z.B.: “Der Mensch, der vorhin angerufen hat, sagte, er möchte mit dir sprechen.” oder “Eine der teilnehmenden Personen fragte, ob ihr Beitrag passend war.”

  • Nutzt Genderzeichen: “Mein*e nichtbinäre Kolleg*in erzählte…” Aber Achtung, in Sätzen mit vielen Pronomen kann das ggf. unübersichtlich und für Menschen mit geringeren Sprachkenntnissen schwieriger verständlich werden. 

  • Stellt den Satz so um, dass ihr möglichst viele Pronomen vermeidet. Z.B. Statt “Luka sagte, dass er seine Tasche in seinem Auto vergessen hat.” könntet ihr sagen “Luka sagte, er*sie hat die Tasche im Auto vergessen.” Oft wird auch ohne Pronomen aus dem Kontext klar, was gemeint ist.

  • Nutzt, wenn ihr ihn kennt, den Namen der Person anstatt von Pronomen: “Hallo Alex Müller” statt “Liebe*r Herr*Frau Müller”.


Wie spreche ich “diverse” Personen richtig an?


Diese Strategien funktionieren auch, wenn ihr wisst, dass eine Person nicht mit weiblichen oder männlichen Pronomen angesprochen werden möchte. Hier habt ihr aber auch noch eine weitere Möglichkeit: Fragt, welche Pronomen die Person nutzt, z.B. wenn ihr euch vorstellt. Häufig sind z.B.:


  • Keine Pronomen: Wenn ein Mensch ohne Pronomen angesprochen werden möchte, nutzt einfach immer den Namen, am besten in Kombination mit wenigen Pronomen: Statt “Chris ist unser*e neu*e Kolleg*in. Er*sie wird für das Projekt A zuständig sein.” könntet ihr sagen “Chris ist neu bei uns. Chris wird für das Projekt A zuständig sein.”

  • “They” oder “Dey”: Das im Englischen schon seit dem 14. Jahrhundert genutzte neutrale Pronomen “they” wird auch im Deutschen zunehmend verwendet, z.T. eingedeutscht als “dey”. Hier nutzt ihr einfach die englische Grammatik: “They hat gesagt, dass their Internet gerade Probleme macht.”

  • “Er*sie” bzw. “Sie*er”: Diese Pronomen werden genau wie das reguläre “sie” bzw. “er” und die entsprechenden Varianten verwendet. “Er*sie bringt seinen*ihren Freund mit.”

  • Andere Pronomen: Manche Menschen nutzen auch andere in den letzten Jahrzehnten erfundene oder aus anderen Sprachen übertragene Pronomen, z.B. “hen”, “per” oder “xie”. Fragt in dem Fall am besten nach, wie das Pronomen korrekt dekliniert wird, oder googelt es.


Was, wenn ich jemanden misgendere?


Für eine Person das falsche Pronomen (oder allgemein das falsche Geschlecht) zu verwenden, nennt man misgendern. Das kann vor allem für trans, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen sehr verletzend sein.


Aber: Wenn ihr nicht mit Absicht misgendert, werden es euch die meisten Menschen nicht übel nehmen, wenn es nicht auf Anhieb immer klappt mit den richtigen Pronomen. Sollte euch also mal das falsche Wort rausrutschen, entschuldigt euch einfach kurz, korrigiert euch, und lernt daraus. Und wenn ihr mitbekommt, dass jemand anderes das falsche Pronomen verwendet, weist die Person freundlich darauf hin. Neutrale Pronomen sind für viele Menschen noch ungewohnt, aber Sprache ist immer im Wandel und je mehr wir uns bemühen, sie konsequent gendergerecht zu machen, desto einfacher wird es für alle.


 

„Wie nutze ich Pronomen richtig?" ist Teil von einer Serie


Der Beitrag Wie nutze ich Pronomen richtig? ist der dritte Teil unserer Reihe „Wie geht gendern?". Der erste Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, wann gendern sinnvoll ist. Der zweite Beitrag stellt verschiedene Möglichkeiten genderneutral zu Schreiben vor. Außerdem gibt's einen Beitrag zu gendern und Barrierefreiheit, ein wichtiges Thema für alle, die inklusiv kommunizieren wollen.

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