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AutorenbildRea Eldem

Meet the Team: Mathis

Hey und danke, dass du dir die Zeit für mich nimmst, Mathis. Magst du einmal erzählen, wer du bist?


Ja, also meine erste Leidenschaft gilt der Darstellenden Kunst. Seit über 20 Jahren bin ich professionell auf und hinter der Bühne unterwegs in Tanz und Theater. Gerade die Tanzwelt ist sehr international und ich habe mich immer mit den vielen Sprachen und Hintergründen wohlgefühlt, die Perspektivenvielfalt und auch die Reibungen dadurch als konstruktiv geschätzt 😊 Und dieses Thema der Vielfalt hat mich nie losgelassen, ich habe in den letzten Jahren mich als Diversity-Trainer und als Systemischer Coach weiterbilden lassen und gebe meine langjährige Erfahrung mit Gruppen im Anleiten und Begleiten weiter.

Du lebst schon ziemlich lange in Berlin. Was hat dich hierher verschlagen und warum bist du noch da?

Ich bin zum Studium der Kulturwissenschaften und -management (in Potsdam) nach Berlin gekommen. Gleichzeitig war und ist die Tanzszene vielfältig in Berlin, das hat mich gereizt und ich mag auch das Freiheitsgefühl in der Stadt, den vielen Platz, die Mischung der Menschen.


Wie lange ist das her und was hat sich seitdem verändert?


Haha, das ist jetzt 20 Jahre her, dass ich nach Berlin kam. Inzwischen sind sowohl meine Arbeitsfelder vielfältiger geworden als auch die Veränderungen der Stadt vorangeschritten. Berlin gleicht sich den internationalen Städten mehr an, es wird voller, enger, teurer und gleichzeitig bietet Berlin im Vergleich zu internationalen Großstädten immer noch mehr Platz und mehr gelebte Freiheit (im Sinne, dass sich mehr Menschen so fühlen und geben können, wie sie möchten ohne externen Anpassungsdruck).


Vielen Manchen geht die Veränderung nicht schnell genug, gerade was das Bewusstsein rund um Diversity-Themen angeht. Der Kulturbereich ist derzeit viel in der Kritik, auch wegen mangelnder Diversität. Woran liegt das?

Naja, der Kulturbereich ist natürlich sehr komplex und vielfältig und daher ist das nicht allgemein beantwortbar. Aber vor allem die vielen staatlichen Institutionen (Theater, Museen, Orchester, etc.) haben sich wie viele andere Bereiche (Politik, Sport, Wirtschaft, etc.) auch in Deutschland leider lange nicht fortentwickelt – gerade was das Thema Diversität angeht. Das mag an verschiedenen Dingen liegen. Zum einen erlaubt die Verschränkung von der geschützten Kunstfreiheit und der hierarchisch organisierten Institutionen eine große Machtfülle an einzelne entscheidende Personen, die sich eher um individuelle ästhetische Positionen kümmern und auch ihre Macht behalten wollen. Zum anderen haben wir immer noch implizit diese Trennung von „Hochkultur“ vs. „Soziokultur“ und damit entledigen sich viele Akteur*innen der sogenannten „Hochkultur“ wesentlichen Aufgaben ihres gesamtgesellschaftlichen weiterbildenden Auftrags, da sie meinen, dies könne ja von den “sozial” aktiven Kunstschaffenden erledigt werden. In der „Hochkultur“ gilt da eher die exklusive Hochleistung entgegen der der „Soziokultur“ zugeschriebenen inklusiven Leistung aller mit ihren unterschiedlichen Möglichkeiten. Zum Glück - aufgrund vom Druck der Straße, von Aktivist*innen und weiteren - werden auch im Kulturbereich Diskriminierung, Machtmissbrauch und Ungleichheit von Vielen nicht mehr geduldet und es gibt zurecht Anklagen, Veränderungen, Weiterbildungen.

Danke für deine Einordnung. Und was macht das mit dir und deiner eigenen Arbeit? Oder anders gefragt:Inwiefern spielt Gender aber auch andere soziale Dimensionen von Identität für dich bei deiner Arbeit eine Rolle?


Für mich ist ganz entscheidend, die Unterschiede nicht als Unterschiede der Wertigkeit zu markieren. Ich unterrichte z.B. viele Studierende, die sehr unterschiedliche Hintergründe und Identitäten mitbringen (in dem Fall: Gender, Sexualität, soz. Status, Sprache, Körper). Alle haben aus unterschiedlichen Gründen unterschiedliche Möglichkeiten und ich versuche zu schauen, dass alle gleichmäßig gehört und gesehen werden und dass ich ihre Entwicklung je individuell betrachte und weniger im Vergleich mit den anderen.


Was sind Momente, die dich inspirieren bei der Arbeit zu unseren Themen?


Wenn es Aha-Momente gibt, wenn Personen selbst mit eigenen Beispielen ihre Vorurteile bemerken und hinterfragen oder wenn Menschen in der Arbeit ihre eigenen Erfahrungen für andere Gruppenmitglieder zur Verfügung stellen, um deren Verstehen und Lernen zu unterstützen. Das gibt mir das Gefühl, dass etwas konstruktives passiert, wozu auch ich beigetragen habe.


Danke für das Interview und für deine Arbeit, Mathis. Mathis (er/sein) ist ab 2023 bei IN-VISIBLE als Workshop-Trainer; das Interview hat Rea geführt.




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