Sensibilisierung für Diversität muss nicht immer tagesfüllende Schulungen bedeuten: Manchmal sind kleine Impulse zielführender, um Mitarbeitende auf das Thema neugierig zu machen. Heute wollen wir euch ein Beispiel dafür vorstellen, wie das aussehen kann: Anlässlich des Diversity Days 2023 erstellten wir für Jägermeister einen internen Podcast, in dem in einer Reihe kurzer Episoden Themen wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter oder Herkunft am Arbeitsplatz thematisiert wurden.
Sensibilisierung? Die Herausforderung etwas zu kreieren, das alle abholt
Inklusion und Gleichstellung können nur dann nachhaltig gelingen, wenn alle verstehen, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt. Eine beliebte und bewährte Maßnahme, um dieses Verständnis zu verbessern, sind Schulungen und Trainings, wie sie auch IN-VISIBLE regelmäßig durchführt. Allerdings: Gerade in großen Unternehmen mit mehreren hunderten bis tausenden von Mitarbeitenden ist es in der Regel kaum möglich, alle ausführlich zu Diversität, Gleichstellung und Inklusion weiterzubilden. Hier müssen also innovative Lösungen her, um möglichst viele Mitarbeitende zu erreichen und sie über die Vorteile von Diversität und etwaige Fallstricke zu informieren.
Denn nur wenn alle verstehen, dass “Diversität” keine leere Worthülse ist, können auch alle engagiert an einem Strang ziehen und Gleichstellung und Inklusion nachhaltig verbessern. Dieser Aufgabe stellte sich die Mast Jägermeister SE. Als Teil ihrer DEI-Strategie (Diversity, Equity, Inclusion) setzte sich Jägermeister letztes Jahr das Ziel, kontinuierlich und bewusst nach einer diversen, gerechten und vor allem inklusiven Kultur zu streben. Die Vision: 100 Prozent der Mitarbeitenden nehmen die Kultur als inklusiv wahr. Im Jahr 2023 lag der Fokus darauf, für das Thema Diversität im Unternehmen zu sensibilisieren und das Bewusstsein bei den Mitarbeitenden zu erhöhen. Als Auftakt sollte eine Diversity Week Diversität im Unternehmen sichtbar machen und das Bewusstsein von Mitarbeitenden dafür zu erhöhen. Als Auftakt sollte eine Diversity Week rund um den Diversity Day 2023 dienen, mit verschiedenen Informations- und Austausch-Angeboten für Mitarbeitende vor Ort am Standort Wolfenbüttel sowie im Jägermeister-Intranet.
Wie bei so vielen anderen Unternehmen stellt sich dabei die Herausforderung, dass Mitarbeitende unterschiedlichste Vorkenntnissen, Kapazitäten, Interesse und Bedürfnisse haben. Wie kann es gelingen, alle anzusprechen und abzuholen? Die Maßnahmen mussten für den Manager mit Doktortitel potenziell genauso interessant sein wie für die Hilfskraft in der Produktion, für den Kollegen kurz vor der Rente genauso verständlich wie für die Praktikantin frisch aus der Schule, und in die schnelle Kaffeepause selbst der vielbeschäftigsten Mitarbeiterin passen.
Die Idee: Ein interner Diversity Podcast, kurz und knackige Folgen von Gender am Arbeitsplatz bis hin zu Altersdiskriminierung
Die Maßnahmen mussten also neugierig machen, um möglichst viele Mitarbeitende anzusprechen. Sie mussten niedrigschwellig genug sein, um auch Menschen abzuholen, die sich bisher wenig mit dem Thema auseinandergesetzt hatten - aber auch interessant für solche, die schon sehr viel wissen. Und sie durften nicht nur punktuell verfügbar sein, sondern mussten für alle zugänglich sein, egal ob im Homeoffice, im Büro oder Werk.
Wir schlugen vor, eine Reihe kurzer Podcasts speziell für Jägermeister-Mitarbeitende zu produzieren, denn dieses Format bietet sich unter den genannten Voraussetzungen perfekt an. Persönliche Geschichten, die auch emotional bewegen, machen neugierig und erreichen Mitarbeitende unabhängig von ihrem Vorwissen; gleichzeitig können wir die Themen aus unserer Expert*innenperspektive einordnen und Theorie vermitteln. Da Podcasts online verfügbar sind, können sie räumlich und zeitlich flexibel genutzt werden. Und für vielbeschäftigte Mitarbeitende passt das kurze Format in die Pause zwischendurch.
Kleine physische Interventionen im Haus verlinken zu den Diversity-Folgen, die sich Mitarbeitende anhören können, wann sie wollen.
Um möglichst viele Mitarbeitende auf das Angebot aufmerksam zu machen, arbeiteten wir gemeinsam mit unseren Ansprechpartnerinnen bei Jägermeister kleine Interventionen aus, die während der Diversity-Week vor Ort installiert wurden, beispielsweise Zerrspiegel oder geschlechtsneutrale Toilettenschilder.
Diese “Trigger” sollten sichtbar machen, wo Diversität im Arbeitsalltag präsent ist, zum Nachdenken anregen und natürlich auf die Podcasts hinweisen. An den Objekten angebrachte QR-Codes ermöglichten direkten Zugang zur entsprechenden Folge.
Diversity Maßnahmen strukturell denken und Inhalte neu vermitteln
Einzelveranstaltungen, u.a. Vorträge, ein DEI After Work und eine von IN-VISIBLEs Geschäftsführerin Rea Eldem moderierte Fishbowl-Diskussion rundeten das Programm der Diversity-Week ab. Der Vorteil der Fishbowl: Sie ergänzt das passive Lernen und die Selbstreflexion aus Podcasts und Vorträgen um einen Raum zum aktiven Austausch. Mitarbeitende hatten so die Möglichkeit, auch über Hierarchieebenen hinweg miteinander über ihre Erfahrungen, Sorgen und Wünsche
in Bezug auf DEI zu sprechen. Solche Austauschmöglichkeiten sind immer wieder wichtig, denn sie fördern Empathie und die Bereitschaft, sich mit unterschiedlichen Lebensrealitäten auseinanderzusetzen - und damit auch ein tieferes Verständnis von Diversität.
Wie können kreative Lösungen für Diversity aussehen?
Maßnahmen für mehr Diversität und Inklusion müssen sich also nicht nur auf Workshops, Vorträge und vielleicht den einen oder anderen Girls Day beschränken. Ganz im Gegenteil: Mitarbeitende freuen sich über Abwechslung und unterschiedliche Formate machen es leichter, verschiedene Menschen zu erreichen. Einige Beispiele für mögliche Methoden:
Diversity-Lunches kombinieren gemeinsames Lernen und eine verbesserte Teamkultur durch gegenseitiges Kennenlernen. Startet mit einem kurzen Impulsvortrag zu einem Diversity-Thema und tauscht euch dann miteinander aus: Wo begegnet euch das Thema im Arbeitsalltag? Welche Unsicherheiten oder Bedürfnisse habt ihr? Was könnt ihr tun? Holt euch möglichst eine Person mit Expertise zum Thema dazu, oder nutzt Teammitglieder, die Lust haben, ein Thema vorzubereiten, das ihnen am Herzen liegt.
Schriftliche Formate können u.a. für introvertierte Kolleg*innen zugänglicher sein. So könntet ihr etwa im Intranet oder im Unternehmens-Slack einen Bereich für das Thema DEI einrichten, in dem Mitarbeitende Informationen zum Thema teilen, sich austauschen oder Fragen stellen können.
Macht ein kreatives Team-Event zu Diversität. Ihr könntet z.B. in Kleingruppen freiwillige Kolleg*innen interviewen und daraus Plakate zu verschiedenen Diversitäts-Dimensionen im Unternehmen gestalten, die euch auch zukünftig an das Thema erinnern.
Wenn ihr Team-Ausflüge macht, verbindet sie doch mal mit einem Diversity-Thema. Ihr könntet z.B. eine Stadtführung buchen, die von Menschen mit Migrationshintergrund geleitet wird oder eine Dragshow besuchen.
Wenn ihr wissen wollt, was eure Mitarbeitenden zu Diversity-Themen denken, nutzt statt einer Mitarbeitendenbefragung doch mal ein interaktives Format, bei dem sich alle einbringen können. Möglich ist z.B. eine Fishbowl-Diskussion, in der jede*r auf dem Podium mitdiskutieren kann, oder ein World Café, bei dem verschiedene Fragen in rotierenden Kleingruppen besprochen werden. Um auch Kolleg*innen abzuholen, die nicht gerne vor einer Gruppe sprechen, könnt ihr auch eine stille Diskussion nutzen, bei der Fragen schriftlich auf Flipchartblättern diskutiert werden.
Das sind natürlich nur einige Möglichkeiten, sich gemeinsam DEI-Themen zu nähern. Je nach Unternehmen gibt es noch viele andere kreative Arten, zu mehr Diversität am Arbeitsplatz beizutragen - und wenn ihr dabei Unterstützung braucht, sprecht uns gerne an.